2012: Noch eine Schallmauer durchbrochen

Hier die damalige Pressemeldung von NOVA: 

Werner Luidolt fliegt ein 224 km FAI-Dreieck mit dem schulungstauglichen ION 2

Am 10. Mai 2012 flog Werner Luidolt mit seinem NOVA ION 2 ein FAI-Dreieck von 223,9 km – der damals weiteste Flug mit einem schulungstauglichen Gleitschirm.


Er startete von der Grente (Südtirol) und legte die Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,13 km/h (netto) zurück. Werner gewann damit nicht nur die ION 2-Hundred Challenge für das erste 200+ km FAI-Dreieck mit dem ION 2, sorgte er weltweit auch für Aufregung und Be- / Verwunderung in der Gleitschirmszene. Man kann also nicht nur mit High End-B-Schirmen à la MENTOR sehr weit fliegen, sondern sogar mit dem Schulschirm!

Hier Werners Eindrücke nach dem Flug:

Ich war ziemlich gespannt auf diesen Flug. Einerseits kannte ich die Gegend zum Gleitschirmfliegen noch nicht und es war auch der erste Flug mit dem ION 2 (danke an Anna von der Flugschule Aufwind für den Leihschirm). Auf der anderen Seite hatte Stefan Hörmann von gleitsegelwetter.de einen sehr guten Tag angekündigt. Der Alptherm sah auch gut aus und an der Grente wartete eine illustre Gruppe höchst qualifizierter Streckenflieger auf den Start.

 

Erster Schenkel – nach Matrei

Ich war nicht ganz so schnell wie die Anderen im Einstiegsbart und auch der letzte Starter unserer Gruppe. Und bei so starken Piloten geht dann nix mehr, die sind weg. Aber die Wolkenstraße bis nach Matrei war schon super entwickelt und so ging es flott dahin. Der ION 2 packte hier zum ersten Mal den Hammer aus: Ich habe zu meiner eigenen Überraschung auf dem Weg nach Matrei sogar EN C-Schirme stehen gelassen. Natürlich spielt auch ein wenig Glück bei der Linienwahl eine Rolle, aber andererseits waren die anderen Piloten in der Luft ja auch keine Anfänger.

 

Zweiter Schenkel ins Ridnauntal

Jetzt ging es gegen den Wind und ich flog hier meist ca. halb beschleunigt – aber immer noch mit gutem Gleiten. Ich kam eigentlich immer in Höhen an wie die ganzen MENTOR 2-Piloten. Wenn’s sein musste, flog ich auch Vollgas – sehr stabil. Am Bruneck kam ich gemeinsam mit Oliver Teubert mit seinem Cayenne 4 und Hannes Kronberger mit dem MENTOR 2 an. Problemlos konnte ich mit beiden mithalten und querte sogar als Erster ins Ridnauntal. Leider war ich noch nie dort und wusste nicht, dass man hier tief einsteigen kann. Also steuerte ich die sicherere Bummerlvariante eher nördlich an. Ich hatte ja als Erster auch keine Referenz… Mein Fazit auf diesem Schenkel: Piloten mit höher klassifizierten Schirmen, die ich auf dem Weg sah, hatten mehr Workload und waren beim Fliegen in den Hammerbärten einfach mehr beschäftigt. Ich konzentrierte mich auf die Umgebung, suchte easy das beste Steigen unter einer Wolke und drehte entspannt und schnell ohne irgendeine Störung auf. Der ION 2 steigt ganz hervorragend und das auch sehr eng. Da müssen sich alle warm anziehen. 

 

Dritter Schenkel – mit Rückenwind Richtung Dolomiten

Ich nahm jetzt bewusst etwas Gas raus, da ich die Querung mangels Erfahrung nicht einschätzen konnte und die Lüsener Alm nicht genau kannte, aber alle davor warnten… Ich dachte mir, Oliver Teubert direkt vor mir wird mir alles anzeigen, vor allem den Einstieg. Ich kam ein klein wenig tiefer an, aber problemlos machbar. Hier am Lüsener Eck blies der Wind aus allen Richtungen gleichzeitig und es haute richtig her. Aber der ION 2 stand wie ein Panzer. Und weg war ich.

 

In den Dolos wurde es komplizierter, da die Cirren teilweise abschatteten. Ich schalte um auf den defensiven Schongang, da ich jetzt unbedingt die 200 Kilometer nach Hause bringen wollte. 2000 Euro für das erste FAI-Dreieck über mehr als 200 km mit einem ION 2 im Rahmen der ION 2-Hundred-Challenge sind ja nicht zu verachten. Und das gelang mir schließlich auch. 

 

Das Potenzial – was ist mit dem ION 2 noch drin? Der Tag war natürlich Spitzenklasse, aber es steckt noch mehr drin! Eine Stunde mehr Flugzeit war möglich, ca. 20 Minuten früher starten ebenso und in den Dolos lief es eher schlecht. Nix mit 4.000 Meter Basishöhe und weit in den Süden fliegen… Ergo schätze ich an einem Weltrekordtag mit wenig Wind das Potenzial mit dem ION 2 auf 250 bis 260 Kilometer. Es muss halt alles passen. Aber für einen schulungstauglichen Schirm ist das ohnehin unglaublich! Störungen im Flug: 1 x Mini-Frontentlaster bei Vollgas, 1 x 20 % Kurzohreneinklapper in Lüsen.

 

Was ist meine Erkenntnis?

Der ION 2, ist wie von NOVA beschrieben, der perfekte Schirm für wirklich einen riesigen Teil aller Gleitschirmflieger. Mehr braucht man nicht – auch ich nicht: Ich habe beschlossen, dass ich heuer zum Streckenfliegen den ION 2 nehmen werde. Nach wie vor liebe ich meinen FACTOR 2 mit seinem tollen Handling und seiner Direktheit. Aber für meine XC-Ambitionen und meinen Trainingsstand passen der ION 2 oder ein MENTOR 2 besser. Das hängt natürlich auch mit mir zusammen: Ich fliege schon lange Segelflugzeug und dies recht erfolgreich. Jetzt will ich vor allem entspannt fliegen. Als Gleitschirmflieger habe ich nicht so viel Erfahrung wie viele andere. Die Leistung eines FACTOR 2 kann ich nicht so abfragen wie erfahrenere Piloten oder auch die richtig jungen… Die wollen das noch; hier geht’s meist ums Schirm-Handling und die Lockerheit im Umgang damit. Ich bin auch so weit geflogen, weil ich mich keine Minute unsicher fühlte. Dieser Gedanke gefällt mir sehr und ich hoffe, dass Andere das auch erkennen. Man hat nicht nur mehr Sicherheit beim Fliegen solcher Geräte, sondern wegen dieser Sicherheit auch insgesamt mehr Spaß. Das sind alles Argumente, die NOVA immer propagiert. Ich kann sie nur doppelt und dreifach unterstreichen!

 

Noch was Persönliches

Manchmal gibt es Zeichen, die man nutzen sollte. Erst der unerwartete Leihschirm von der Flugschule Aufwind, dann das erste richtige Zusammenfliegen mit vielen anderen Team-Piloten und Freunden, die alle einfach nur nett sind und sich gemeinsam auf ein sehr hohes Niveau pushen, das aber doch spielerisch und mit sehr viel positiver Energie sowie einem enormen Zusammenhalt! Ich bin ja als Segelflieger eher ein Quereinsteiger in die Szene, wie es – so glaube ich – nur selten passiert ist. Ich lerne jetzt immer mehr Leute kennen, neue Freundschaften entstehen und das ist mir genauso wichtig. Danke, dass ihr mir mit Eurem Team die Möglichkeit gebt, mich so zu entwickeln und so viel Freude zu erleben.